Grazer Ansichtssachen
Ab sofort ist in der Steiermärkischen Landesbibliothek die Ausstellung „Grazer Ansichtssachen" zu besichtigen. Für diese Fotoausstellung wurde der Fokus auf Grazer Sehenswürdigkeiten und besondere Plätze der steirischen Landeshauptstadt gelegt. Vergangenheit und Gegenwart werden in den Blickpunkt gerückt und sollen für diese besondere Zusammenschau zu einem harmonischen Gesamtwerk verschmelzen.
Stiche aus besonderen historischen Werken der Landesbibliothek entführen die Betrachterin und den Betrachter ins 18. und 19. Jahrhundert und präsentieren somit das Graz von einst. Im Rahmen eines Fotowettbewerbs wurden gemeinsam mit der Kleinen Zeitung als Kooperationspartner heutige Foto-Blicke auf zehn Grazer Sehenswürdigkeiten gesucht, die dieselbe Perspektive zeigen sollten, wie die Sehenswürdigkeiten, die auf alten Stichen abgebildet sind.
Der Brückenschlag zwischen einst und jetzt ist gelungen: Davon können sich die Besucherinnen und Besucher vom 28. Juni bis zum 01. September 2017 im Ausstellungsraum der Steiermärkischen Landesbibliothek überzeugen.
Die historischen Illustrationen stellen nachstehende Sehenswürdigkeiten dar:
Hauptplatz - Blick in die Herrengasse bis zum Eisernen Tor (Schreiner, 1843)
Hauptplatz - Blick in die Sackstraße (Macher, 1700)
Hauptplatz (Deyerlsperg, 1740)
Landhaus - Herrengasse (Macher, 1700)
Dom (Schreiner, 1843)
Jakominiplatz (Kaiser, 1833)
Uhrturm (Kaiser, 1833)
Schloßberg mit der alten Murbrücke (Kaiser, 1833)
Schloss Gösting (Kaiser-Suite)
Schloss Eggenberg (Kaiser, 1833)
Mariatrost (Kaiser-Suite)
Die Stiche entstammen aus einzigartigen historischen Werken - alle sind in der Landesbibliothek vorhanden und nachstehend näher beschrieben:
Johann Macher, Jesuit
Graecium inclyti ducatus Styriae metropolis topographice descriptum
Von ihm erschien 1700 eine topographische Beschreibung vom damaligen Graz, der Hauptstadt der Steiermark. Das Buch ist kein ausschließlicher „Bildband", der Autor beschreibt die Stadt auch ausführlich. Die Bilder wurden vom damals besten Kupferstecher der Steiermark, von Andreas Trost, gestochen, gedruckt wurde es vom Grazer Drucker Georg Widmanstetter. Die topographisch exakten Abbildungen machen diesen Band noch heute so bedeutend. Das Werk wurde als Huldigungswerk für die damaligen Herrscher, die Habsburger, erstellt- war also auch damals schon richtig teuer. An die Landesbibliothek kam das Buch durch ihren Gründer Erzherzog Johann.
Georg Jacob von Deyerlsperg, Herausgeber
Erbhuldigung, welche dem allerdurchleuchtigist-großmächtigisten und unüberwindlichsten römischen Kayser, Carolo dem Sechsten ... als Hertzogen in Steyer, von denen gesamten Steyrischen Land-Ständen den 6. Julii 1728 ... abgeleget ... worden.
Diese „Erbhuldigung" gilt als d a s steirische Prunkwerk und wurde 1740 in Graz in der Druckerei von Georg Widmanstetter gedruckt. Es ist ein großes Buch im Folioformat und mit prachtvollen Kupferstichen des bereits oben erwähnten Andreas Trost sowie von Franz Ignatz Josef Flurer versehen. Viele noch heute bekannte Stiche von Graz stammen aus diesem Buch. Es zeigt, wie der Titel schon sagt, die Festzüge Kaiser Karls VI. mit Familie (Tochter Maria Theresia) 1728 durch Graz, wo ihm die steirischen Stände huldigen. Von ihnen ist dieses Werk auch in Auftrag gegeben worden. Das Besondere an dieser Geschichte ist, dass die steirischen Stände dem Kaiser diese Huldigung lange verwehrt hatten, und erst als er ihre Privilegien abgezeichnet hatte, waren sie zu dem pompösen Event bereit. Eitel wie der Kaiser war, gibt es demgemäß kein Exemplar, in dem dieses Zugeständnis auch abgedruckt ist, denn der Kaiser hat es überall entfernen lassen. Nur aus seinem eigenen Exemplar nicht - und dieses gibt es in der Landesbibliothek. Ein einzigartiges Buch in grünen Samt gebunden und mit silbernen und goldenen Fäden von einer Nonne des Ursulinenstiftes Göß fein bestickt.
Josef Franz Kaiser
Erinnerung an Steiermark (1833)
Kaiser gründete die 1. Lithographische Anstalt in Graz und beschäftigte unter anderem Josef Kuwasseg, einen der bekanntesten Lithographen der damaligen Zeit. Von ihm stammen auch die Lithographien dieses Werkes, das ein reiner Bildband ist und sehnsüchtig schöne Blicke auf die Sehenswürdigkeiten der Stadt zeigt. Hier möchte man sein - der Blick des Betrachters wird geschickt mit Lichtimpressionen gelenkt, die Szenerie wirkt lebendig. Kuwasseg arbeitete ausschließlich nach der Natur und war an den Originalschauplätzen.
Kaiser-Suite
Herausgegeben von Josef Franz Kaiser, mit Lithographien von zehn verschiedenen Lithographen
Die Kaisersuite ist eine Sammlung von 346 Ansichten der Städte und Märkte der Steiermark und entstand über einen Zeitraum von zehn Jahren (1825-1835).
Gustav Schreiner
Grätz
Ein naturhistorisch-, statistisch-, topographisches Gemählde dieser Stadt und ihrer Umgebungen; mit vielen Stahlstichen, einem Plane der Stadt und einer geognostischen Karte der Umgebungen
Schreiner gab einen Band mit Stahlstichen von Graz heraus, und auch er ließ die Bilder darin von einem berühmten Künstler seiner Zeit stechen, von Conrad Kreuzer. Seine Stiche zeigen ein eher traditionelles Abbild der Stadt. Es zeigt Graz um 1843 vor den großen Umbauten. Die Basteien, der Übergang von Burg zu Dom sind noch vorhanden. Aber da die Menschen schon reisen, wird Graz als interessante Reisedestination dargestellt.
Schmankerl am Rande: Gustav Schreiner lieferte sich mit Joseph von Hammer-Purgstall eine legendäre Debatte über den richtigen Namen von Graz: Schreiner war für Grätz, Hammer-Purgstall (er war für Graz) hat gesiegt!
Dauer der Ausstellung: 28. Juni - 01. September 2017, Montag-Freitag von 9:00-17:00 Uhr und währender der Sommerferien von 9:00-13:00 Uhr
Führungen: Termine können unter 0316/877-4600 vereinbart werden. Wir freuen uns auf Sie!
Aktuelle Informationen zur Ausstellung finden Sie auch unter www.landesbibliothek.steiermark.at