* TOMER GARDI - Stipendium für "Innovative Schreibtechniken" 2018 *
liest aus "Broken German"
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Tomer Gardi
geboren 1974 im Kibbuz Dan in Galiläa, studierte Literatur und Erziehungswissenschaft in Tel Aviv und Berlin.
Er war Herausgeber der Zeitschrift »Sedek: A Journal on the Ongoing Nakba«, ein Projekt der israelisch-jüdischen Initiative Zochrot, die die Erinnerung an die Vertreibung der Palästinenser im öffentlichen Diskurs verankern will. Tomer Gardis literarischer Essay Stein, Papier (dt. 2013 bei Rotpunkt) erschien 2011.
Broken German
Jahre, nachdem Radili sich nach bedrohlichen Anpöbelungen durch Skins ein Messer gekauft hat, kehrt er als Erwachsener in dieselbe Stadt zurück, und seine neuen Freunde aus der »linksradikalen WG« wollen einen Film daraus machen. Die Suche nach dem damals vergrabenen Messer ist die erste von vielen Situationen, die der Erzähler vor uns abrollt, fallen lässt, neu aufnimmt und auf ganz unorthodoxe Weise miteinander verknüpft. Er entwickelt eine Szene im Jüdischen Museum, die in einen Krimi mündet, er bespricht mit seiner Mutter Erinnerungen an ein von den Deutschen besetztes Dorf in Rumänien (»Eine dicke Mann, der seine Ärmel hoch rollt, fast bis zum Achsel, und sagt, bis hierher, bis hierher hätte ich, bis hierher hätte ich meine Ärme in Judenblut eintauchen, lebt in meine Mutter«), er rekapituliert einen Schulausflug zu archäologischen Grabungen im Norden von Israel, und immer wieder finden wir uns in der »Bar zum Roten Faden«, in Lokalen und Callshops wieder, in denen Radili und seine Freunde Amadou, Fikert, Anuan, Abayomi und Jamal abhängen.
Es wäre ein ganz normaler, übermütiger und ungenierter Großstadtroman, wäre da nicht seine Sprache, die Sprache all dieser Migranten, die wie der Erzähler - »Das ist kein Deutsch!« - aus ihrer Sprache deportiert und aus der Geschichte bzw. der Erzählung hinausgeworfen wurden. »Realismus schreiben nur Menschen mit einem festen Wohnsitz und einer Aufenthaltserlaubnis«, sagt Tomer Gardi und entwickelt in Broken German ein anspielungsreiches, anspruchsvolles und vergnügliches Plädoyer für die Sprachenvielfalt in der einen Sprache, für die Regelübertretung, für das nicht Normierte.
»Einer, der in keine Schublade will. Nicht in Deutschland, nicht in Israel.« Doris Akrap, taz
»Gardi beherrscht die Sprache nicht, er lässt ihr freien Lauf. Spielerisch setzt er sich über Rechtschreibnormen hinweg und erfindet einfach neue Vokabel, dort, wo sie ihm fehlen. Das Resultat ist nicht nur umwerfend komisch, sondern liest sich auch überraschend flüssig.« Claudia Gschweitl, Ö1
»Ein Schatz. In der Tat. Ein einmaliges Buch.« Alex Rühle, Süddeutsche Zeitung
»Wie kunstvoll dieser Roman angelegt ist.« Thomas Schaefer, Badische Zeitung
»Gardi beherrscht die Sprache nicht, er bespielt sie umwerfend ... Er varriiert nicht nur das Deutsche originell, die Handlung verarbeitet raffiniert deutsch-jüdische Geschichte.« Eva Bucher, Die Zeit
»Unfassbar komisch, überraschend, voller Energie und stacheliger Gedanken.« Silvia Feist, Emotion
»Tomer, der selbst als Erzähler auftaucht, setzt gebrochenes Deutsch bewusst, konsequent und weitgehend logisch als Stilmittel ein ... ein ungeheuer vielschichtiges Literaturstück.« Elke Schröder, Neue Osnabrücker Zeitung