Rosegger 2013 digital
Unikate aus der Jugendzeit des steirischen Dichters
Zum Rosegger-Jahr 2013 präsentierte die Steiermärkische Landesbibliothek hier erstmals Jugendschriften mit zahlreichen Illustrationen aus dem Nachlass von Peter Rosegger. Diese Unikate sowie Manuskripte, Bilder aus dem Leben Roseggers und persönliche Gegenstände wie Lesebrille und Spazierstöcke wurden bis Ende Feber 2014 in der Ausstellung "Peter Rosegger Original" in der Landesbibliothek in Graz gezeigt. Hier präsentieren wir dauerhaft eine Auswahl dieser Werke in digitaler Form.
HINWEIS: Die gedruckt erschienenen "Gesammelten Werke von Peter Rosegger", Staackmann, 1913-1916, 40 Bände, finden Sie auf www.literature.at.Wie Peter Rosegger ein Schriftsteller wurde
Der steirische Dichter beschrieb in seinen Erzählungen "Waldheimat" später, wie er - aus Geldnot - zu seinem allerersten eigenen Buch kam, nachdem er als 14jähriger nicht mehr Eier austragen durfte (weil er gestolpert und seine Ladung zu Bruch gegangen war). So erinnerte er sich an die Wintersonnwende, wo ihm beim Thomasmarkt in Krieglach die Kreuzer fehlten, um - wie in den Jahren zuvor - einen steirischen "Volkskalender" zu kaufen.
Ich stand wohl lange vor dem Bücherladen und las von weitem die Titel. Ich sann und sann, wie ich doch zum Kalender käme, aber unumstößlich war die Tatsache: Hast kein Geld, so kannst keinen kaufen. - In dieser Stunde kam mir der Gedanke: Und kannst keinen kaufen, so mach' dir selber einen! - Rasch wandte ich mich um, verschaffte mir durch meine wenigen Kreuzer Papier, Tinte und Feder und ging heimwärts. - Derselbe Weg war nicht minder glückselig als jener, da ich den neuen Kalender in der Tasche getragen hatte. Heute trug ich ihn im Kopfe. Allerlei fiel mir ein, was ich in das Buch schreiben würde, und als ich nach Hause kam, ergriff ich Nadel und Zwirn, nähte flink aus weißen Papierbogen ein Büchelchen zusammen und begann zu schreiben. Das wurde der erste der fünf Jahrgänge jener wunderlichen Erzeugnisse, die ich »Volkskalender« benannte und die heute noch in meiner Lade aufbewahrt liegen. Ich schrieb Erzählungen, Gedichte und allerlei andere Aufsätze hinein, ich zeichnete die Bilder dazu, ich verfaßte das Kalendarium und traf's in der »mutmaßlichen Witterung« so gut, wie jeder »gelernte Kalendermacher«.
Wir präsentieren hier sämtliche (in Kurrentschrift verfassten) Volkskalender der Jahre 1861, '62, '63, '64 und '65 im Original als "Flipbook" zum Umblättern ( Flash erforderlich) sowie auch zum Download als PDF ( Acrobat Reader erforderlich); die Originalgröße beträgt ca. 11 x 20 cm.
Wegen der Geschicklichkeit beim Buchbinden in die Schneiderlehre
Peter Roseggers eigene "Volkskalender" bestimmten schließlich auch die Berufswahl des Waldbauernbuben. Ein weitläufiger Vetter trug dazu bei:
Als ich aus weißem Papier wieder ein Buch zusammenheftete, um es frisch vom Kopfe weg voll zu schreiben, zog er seine Pfeife aus dem Mund und sagte: »Ich seh's, Bub, du bist kein Bauer nicht, du bist zu was anderem geboren. Was du findig bist und flink mit der Nadel! Du mußt ein Schneider werden.«
So wurde aus dem Waldbauernbub das "Schneiderpeterl":
Doch nach wie vor, an stillen Feierabenden und in langen Nächten, schrieb ich Kalender und Bücher, die ich mir zum großen Teile während der Arbeit zurecht gelegt hatte, so daß mein Meister weit öfter als einmal gefragt hat, wo ich denn meine Gedanken hätte? Da ich sie verleugnete, so war anzunehmen, daß gar keine vorhanden. Ich schrieb ein Predigtbuch unter dem Titel: »Weg in die Ewigkeit«. In Stunden weltlicher Stimmung schrieb ich an einer periodischen Schrift: »Freue dich des Lebens«. Da zwischen arbeitete ich an Dramen und Lustspielen. Später verfaßte ich eine Monatsschrift, benannt: »Fröhliche Stunden, erscheint alle Vollmondnächte«. Ferner gab ich eine Zeitschrift, betitelt: »Meine Gedanken«, heraus und auch ein Prachtwerk, von eigener Hand ganz besonders glänzend illustriert, zwei Jahrgänge »Museum«.
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Aus diesen Schriften sind " Meine Gedanken 1863" und die " Werke I. II. II. IV." (mit "Der Schuster als Gespenst", "Viktor und Friedolin oder Sieg und Heil vom Erlöser", "Ein jedes zwei Herzen" sowie "Der Raubschütz") sowie "Fröhliche Stunden 1865" hier digital anzusehen.
Diese Jugendschriften wurden bisher nur auszugsweise unter dem Titel "Schneiderpeterl erzählt" veröffentlicht (Graz, Leykam-Verlag, 1936, 196 Seiten, 8 mehrfarbige, 24 einfarbige Tafeln, zahlreiche Textbilder nach Originalzeichnungen des Dichters, 32 Seiten Faksimiledruck aus der "Fröhlichen Stunde 1861").
Die Steiermärkische Landesbibliothek hat nun begonnen, den Nachlass Peter Roseggers zu digitalisieren und so frei zugänglich zu machen. Dies kann einerseits jung und alt einen Einblick in die Jugendzeit des steirischen Dichters vor 150 Jahren geben, andererseits auch zu wissenschaftlichen Arbeiten anspornen. Wir freuen uns über Kommentare und laden alle jene Menschen ein, die den Text selbst transkribieren, uns die Ergebnisse per E-Mail zu senden an landesbibliothek@stmk.gv.at.
Die Nutzung für private und wissenschaftliche Zwecke ist unentgeltlich möglich, bei Veröffentlichungen sind die Quelle anzuführen und der Landesbibliothek zwei Belegexemplarer zu übermitteln; mehr unter
=> www.landesbibliothek.steiermark.at/copyright.
Bei Veröffentlichung im Internet bitten wir, den Kurz-Link auf diese Seite anzuführen:
=> www.landesbibliothek.steiermark.at/rosegger.
Übersicht:
Titel | Seiten | Formate |
Volkskalender 1861 | 98 | PDF, Präsentation |
Volkskalender 1862 | 98 | PDF, Präsentation |
Volkskalender 1863 | 102 | PDF, Präsentation |
Volkskalender 1864 | 158 | PDF, Präsentation |
Volkskalender 1865 | 136 | PDF, Präsentation |
Meine Gedanken 1863 | 366 | PDF, Präsentation |
Fröhliche Stunde 1865 | 350 | PDF, Präsentation |
Jugendwerke I. II. III. IV | 280 | PDF, Präsentation |
Weitere Werke folgen! |