Bis zum Ostermontag vor 70 Jahren: Tagebuch über Bombenangriffe auf Graz
Grazerin vermachte die Aufzeichnungen ihrer Großmutter von 1944-45 der Landesbibliothek
![Die Kleine Zeitung berichtete am 3. April 1945 über die letzten Fliegerangriffe durch "anglo-amerikanische" und durch "sowjetrussische" Flugzeuge zu Ostern 1945, es wurde an diesem Wochenende allein in Graz von knapp 30 Todesopfern und rund 50 Verwundeten gesprochen. © w.o. Die Kleine Zeitung berichtete am 3. April 1945 über die letzten Fliegerangriffe durch "anglo-amerikanische" und durch "sowjetrussische" Flugzeuge zu Ostern 1945, es wurde an diesem Wochenende allein in Graz von knapp 30 Todesopfern und rund 50 Verwundeten gesprochen.](/cms/bilder/638325/80/150/100/747bc4d7/Kleine_03_04_1945_S4.jpg)
![Am 9. Mai 1945 ist der Krieg in der Steiermark zu Ende. Einem Aufruf des alten/neuen Landeshauptmanns Reinhold Machold an die Steirer und Steirerinnen folgen bis heute 70 Jahre Frieden. © Kleine Zeitung (Mikrofilm-Archiv im Lesesaal Steiermärkischen Landesbibliothek) Am 9. Mai 1945 ist der Krieg in der Steiermark zu Ende. Einem Aufruf des alten/neuen Landeshauptmanns Reinhold Machold an die Steirer und Steirerinnen folgen bis heute 70 Jahre Frieden.](/cms/bilder/638326/80/150/204/b6593d68/Kleine_09_05_1945_S1.jpg)
![Waltraud Lormann (r) übergab das Büchlein an Katharina Kocher-Lichem © Steiermärkische Landesbibliothek / Foscht Waltraud Lormann (r) übergab das Büchlein an Katharina Kocher-Lichem](/cms/bilder/638327/80/150/88/695b0f3e/KKL_Waltraud_Lormann.jpg)
Mit dem Zusatz "letzter Fliegerangriff" enden nach dem Ostersonntag 1945 die handschriftlichen Aufzeichnungen der Grazerin Maria Sanetty, die damals seit 15 Monaten lang alle Luftangriffe auf die steirische Landeshauptstadt notiert hatte. Nun, 70 Jahre später, erhielt die Steiermärkische Landesbibliothek dieses Büchlein von deren Enkelin, Waltraud Lormann von den Cityguides Graz, geschenkt.
„Auch wenn wir, die wir durchgehend in Frieden aufgewachsen sind und kaum nachvollziehen können, was Fliegeralarm in Graz bedeutet hat, sind diese Seiten penibler Notizen Zeugnis für großes Leid und Zerstörung, das diese Bomben in Graz angerichtet haben. Aufgabe einer Bibliothek wie unserer ist es insbesondere, diese Alltagsdokumente für weitere Generationen zu bewahren. In diesem Sinne bedanke ich mich sehr bei Waltraud Lormann, dass sie die Notizen ihrer Großmutter weitergibt", so die Leiterin der Landesbibliothek, Katharina Kocher-Lichem.
Waltraud Lormann erzählt die Geschichte ihrer Großmutter so:
„Frau Maria Sanetty, geb. Geißler wurde 1893 in Thörl bei Aflenz geboren. Sie besuchte in Graz die Hauptschule bei den Schulschwestern und erlernte danach das Handwerk der Buchbinderei. 1913 heiratete sie meinen Großvater Georg Sanetty, angestellter Buchhalter bei den Grazer Puch Werken. Sie hatte zwei Kinder, einen Sohn, der im 2. Weltkrieg vermisst war und eine Tochter, meine Mutter Sophie Sanetty, verheiratete Egger. Als sie diese handschriftlichen Aufzeichnungen schrieb, lebte sie in Graz im Bezirk Jakomini in der Pestalozzistraße 64 und danach in der Neuholdaugasse 21, wo sie bis zu ihrem Tod im Jahre 1968 wohnte."
Der steirische Historiker und langjährige Leiter des Steiermärkischen Landesarchivs, Walter Brunner, hat diesen leidvollen Abschnitt unserer Geschichte anhand der Sammlung Weissmann dokumentiert und 1988/89 drei Werke herausgegeben, die auf den Aufzeichnungen von Rudolf Weissmann beruhen, der bis 7. Mai 1945 stellvertretender Kommandant der Schutzpolizei in Graz war:
- Bomben auf die Steiermark - ein Beitrag zur Dokumentation des Luftkrieges 1941-1945, nach der Sammlung Weissmann
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Bomben auf Graz - die Dokumentation Weissmann
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Die Bombentoten von Graz 1941-1945 - aus der Dokumentation Weissmann (Manuskript
online abrufbar beim Steiermärkischen Landesarchiv)
Diese Werke sind in der Landesbibliothek verfügbar,
siehe Katalogabfrage