Johann Bernhard Fischer von Erlach
Ein „Barockstar“ mit steirischen Wurzeln
von Günther Perchtold
Das exakte Geburtsdatum von Johann Bernhard Fischer ist nicht bekannt, er wurde am 20. Juli 1656 in der Stadtpfarrkirche zum „Heiligen Blut" in Graz getauft und verstarb am 5. April 1723 in Wien.
Seine Eltern, Johann Baptist Fischer und Anna Maria Fischer, geborene Krätschmeier, verwitwete Erlacher, heirateten am 26. September 1650. Aus der Ehe gingen die Tochter Maria Anna (*1652, †1656) und Johann Bernhard von Fischer hervor.
Die Adelsverleihung Fischer von Erlachs dürfte zwischen 13. März und 22. Mai 1696 erfolgt sein. Im Adelsprädikat nimmt dieser den Namen seiner Mutter an, die in erster Ehe mit dem Bildhauer Sebastian Erlacher verheiratet war.
In den Taufmatriken der Propsteipfarre zu „Heiligen Blut" in der Herrengasse - heute Stadtpfarrkirche zum „Heiligen Blut" - werden als Eltern Johann Baptist Vischer, Bürger und Bildhauer sowie Anna Maria (geb. Khrätschmair, verwitwete Erlacher) angegeben. Die Schreibung dieses Namens erfolgte zur damaligen Zeit fast ausnahmslos mit dem Buchstaben V.
Als Taufpaten von Johann Bernhard Fischer fungierten Bernhard Canal, der innerösterreichische Hofkammerrat sowie Sekretär, vertreten durch den Schreiber Hans Ludwig Egger sowie Maria Anna Echter, die Frau des steirischen Landschaftsmalers Simon Echter († 8. September 1664), mit dem Johann Baptist Fischer mehrfach zusammenarbeitete.
Das Wohnhaus Johann Baptist Fischers in Graz
Aufschlüsse über das Wohnhaus in Graz erhalten wir durch Josef Wastler, der in der Häuserbeschreibung von Graz aus dem Jahre 1728 herausfand, dass bei Haus 227 im „Judengassel" Andreas Stengg, Maurermeister, vormals N. Fischer, Bildhauer, angegeben wurde.
N. stand immer dann in Verwendung, wenn der Taufname dem Schreiber nicht bekannt war, und da es in Graz keinen zweiten Bildhauer Fischer gab, folgerte er daraus, dass das Haus Johann Baptist Fischer zuzuschreiben ist. Nach dessen Tod im Jahre 1702 ging dieses Haus auf Andreas Stengg (Hofbaumeister, *1660, †1741) über. Das damalige „Judengassel" in Graz führt heute den Namen Frauengasse und das betreffende Haus trägt die Nummer 5.
Es ist davon auszugehen, dass Johann Bernhard Fischer von Erlach in diesem Haus seine Jugend verbrachte und er es auch in der Zeit bewohnte, als er in den 1680er Jahren von seinem Studium in Rom zurückkehrte und Arbeiten in der der Steiermark übernahm.
Baugeschichtlich wurde das Haus eines Schneiders 1596 erstmalig erwähnt. Es wird davon ausgegangen, dass das Haus ab 1633 bis zu seinem Tode 1649 dem ursprünglich aus dem bayrischen Tegernsee stammenden Bildhauer Sebastian Erlacher (*1609; †18. August 1649) gehörte.
1650 heiratete die Witwe Anna Maria Erlachers Schüler und Gesellen Johann Baptist Fischer, der auch seine Werkstatt übernehmen sollte. Damit erschließt sich auch, dass Sohn Johann Bernhard Fischer von Erlach vermutlich 1656 in diesem Hause geboren wurde. 1708 erwarb Andreas Stengg von Johann Bernhard Fischer von Erlach dessen Geburts- und Elternhaus, Graz, Frauengasse 5 (das einstige „Judengäßlein").
Im mittleren Parapetfeld des ersten Obergeschosses befindet sich heute eine im Jahre 1929 angebrachte Inschriftentafel mit folgendem Wortlaut:
In diesem Hause wurde im Juli des Jahres 1656 / der große Baumeister / JOHANN BERNHARD / FISCHER VON ERLACH / geboren.
Über die Jugend von Johann Bernhard Fischer von Erlach ist nichts bekannt, jedoch ist anzunehmen, dass die väterliche Werkstatt die ersten künstlerischen Erfahrungen prägte.
Fischer von Erlach wurde in ein Zeitalter hineingeboren, in der die „große Zeit" für die Heimatstadt Graz schon vorüber war, denn als der innerösterreichische Erzherzog Kaiser Ferdinand II. (*1578, †15. Februar 1637) wurde und die Residenz nach Wien verlegte, waren es vor allem die Landstände sowie die Adelsfamilien wie die Fürsten von Eggenberg, die das Mäzenatentum der Dynastien übernahmen.
Johann Christian Fürst Eggenberg (*1641, †1710) und sein Bruder Johann Seyfried (*1644, †1713) waren zu dieser Zeit die bedeutendsten Mäzene in der Steiermark. Insbesondere Schloss Eggenberg ließen sie mit einer reichen Innenausstattung versehen, an der auch Fischer von Erlachs Vater mitarbeitete.
Auffallend in diesem Zusammenhang ist, dass Fischer von Erlach in späterer Folge für Adelsfamilien wie die Liechtensteins, Althanns, Dietrichsteins oder Schwarzenbergs arbeitete, die mit den Eggenbergern (eng) verwandt waren.
Auch eine (breite) Schicht einheimischer, zunftgebundener Handwerker und Künstler wirkte neben den „italienischen Hofkünstlern" damals in Graz. Die Vorfahren väterlicher- sowie mütterlicherseits waren Drechsler, Bildhauer und Tischler. Fischers Familie entstammte einer in Graz beheimateten Bürgers- und Handwerksfamilie und kann bis zum Großvater, dem Buchhändler Simon Vischer († 1653) zurückverfolgt werden.
Johann Baptist Fischer
Johann Baptist Fischer (*1626, †1702) war neben anderen dekorativen Aufgaben auch im Schloss der Fürsten Eggenberg bei Graz beschäftigt worden, an dessen Innenausstattung er mitarbeitete (1653, 1661, 1663/64).
Weitere Arbeiten, die Johann Baptist Fischer zugeschrieben werden, sind die plastischen Auszierungen mit 284 Rosen für den großen Saal des Grazer Landhauses (1652), der 1659 vollendete plastische Schmuck des Hochaltars bzw. möglicherweise der Seitenaltar der Kirche des Herrenhauses St. Gotthardt bei Graz.
Die Werkstatt Fischers war auch an der Errichtung der Triumphpforte nach dem architektonischen Modell von Domenico Sciassias (*1599/1603, †1679) für die Erbhuldigung Leopold I. (*1640, †1705) in Graz im Jahre 1660 beteiligt. Domenico Sciassia, der aus Graubünden stammende Stiftsbaumeister von Sankt Lambrecht und Baumeister der Basilika von Mariazell, war in den Jahren 1665-1674 am Joanneum Graz (ehemaliger St. Lambrechter Stiftshof) federführend beteiligt.
Ausbildung in Rom, Italien (1671-1686)
Vermutlich kam Fischer von Erlach ca. 1671 als Fünfzehnjähriger durch eine Vermittlung bzw. Förderung der Fürsten von Eggenberg als Bildhauer nach Rom. Zu Beginn arbeitete er im Atelier von Johann und Philip Schor, einer in Rom ansässigen Tiroler Künstlerfamilie.
Johann Paul Schor (*1615, †1674), Giovanni Paolo Tedesco genannt, war päpstlicher Hofmaler und Dekorationsarchitekt, Mitglied der Accademia di San Luca, Schüler von Gian Lorenzo Bernini (*1598, †1680) und Pietro di Cortona (*1596, †1669). In Rom soll sich Schor in den 1640er Jahren niedergelassen haben. Der Eintritt Fischer von Erlachs in die Werkstatt bzw. das Atelier Schors dürfte aber erst nach dessen Tod erfolgt sein, das im Anschluss von Filippo Schor (*1646, †nach 1713) geleitet wurde.
Gian Lorenzo Bernini
Gian Lorenzo Bernini (*1598, †1680) war ein römischer Barockkünstler, der sowohl in der Architektur, Bildhauerei, Malerei wie auch der Bühnenbildnerei tätig war und seine Tätigkeitsfelder in grenzüberschreitender Auffassung wahrnahm.
Das Dreigestirn der römischen Architektur des 17. Jahrhunderts bildeten Bernini, Francesco Borromini (*1599, †1667) und Pietro da Cortona (*1596, †1669).
Das bekannteste Gemeinschaftswerk Berninis unter Papst Alexander VII. (*13. Februar 1599 in Siena; †22. Mai 1667) mit seinen Schülern und dem Bildhauer Johann Paul Schor, der die Ornamente entwarf, war die „Kathedra Petri" im Petersdom, die im Zeitraum 1657 bis 1666 geschaffen wurde.
Johann Bernhard Fischer konnte das Entstehen der letzten plastischen Spätwerke Berninis aus nächster Nähe verfolgen. Er fertigte Abzeichnungen von Berninis Louvre-Entwürfen und näherte sich im Zeichenstil der Bernini-Schule an, sodass er als wichtigster Schüler des „Cavaliere" angesehen wird.
Christina von Schweden und ihr Kreis
Über die Kontakte zu Bernini, Johann Paul und Phillipp Schor gelangte er zum Kreis um die ehemalige Königin Christina von Schweden (*1626, †1689), die zum katholischen Glauben übergetreten war und mit dem Geschlecht der Eggenberger verwandt war.
Die im Palazzo Riaro in Rom residierende Ex-Königin versammelte in Rom einen Kreis von Literaten, Künstlern, Gelehrten und Musikern um sich. In diesem illustren Kreis dürften Fischer von Erlach zwei Persönlichkeiten besonders beeindruckt haben: Athanasius Kircher (*1602, †1680) und Giovanni Pietro Bellori (*15. Januar 1613 in Rom; †19. Februar 1696).
Athanasius Kircher, der aus der Nähe von Fulda stammende Jesuit und „Universalgelehrte", der die meiste Zeit seines Lebens am „Collegium Romanum" in Rom lehrte und forschte, sollte Fischer von Erlach bei der Erstellung des Stichwerks „Entwurff einer Historischen Architectur" in der Form beeinflussen, als er motivische Anregungen, insbesondere bei ägyptischen und chinesischen Bauten, übernehmen konnte.
Giovanni Pietro Bellori war in der Zeit von Fischer von Erlach in Rom eine der schillerndsten Figuren des römischen Kunstbetriebs, seit 1652 mehrmals Sekretär der Accademia di San Luca, 1670 Kommissar für römische Altertümer sowie seit 1680 Direktor der Bibliothek und der Kunstsammlungen der Ex-Königin.
Fischer von Erlach soll Bellori insbesondere eine profunde Kenntnis der Antike verdanken, wobei Münzen und Medaillen bei der Vermittlung eine besondere Rolle spielen sollten.
Durch diese Einflüsse wurde es Fischer von Erlach ermöglicht, sich eingehend mit der Antike und ihrer Baukunst zu beschäftigen und sich in weiterer Folge mit der sich entwickelnden wissenschaftlichen Archäologie auseinanderzusetzen.
Insgesamt soll sich Fischer von Erlach sechzehn Jahre lang in Rom aufgehalten haben, aus dieser Zeit sind nur wenige Werke überliefert.
Über die Schor-Werkstätte dürfte Fischer von Erlach Kontakte zu Gaspar de Haro y Guzmán, Marchese del Carprio geknüpft haben, der von 1676 bis 1682 spanischer Botschafter am Heiligen Stuhl in Rom war und als passionierter Kunstförderer und Auftraggeber in Erscheinung trat.
Del Carpio wurde 1683 zum Vizekönig von Neapel ernannt und Fischer von Erlach sowie Philipp Schor, der zu seinem Architekten berufen wurde, folgten ihm nach Neapel. In den Jahren 1683-1687 schufen beide aufwändige Festdekorationen.
Frühe Werke: Medaillen (1679 und 1682)
Zu den frühen Werken in Fischer von Erlachs römischer Zeit gelten die an den Bernini-Stil angelehnten Medaillen auf denen König Karl II. von Spanien (1779) und derselbe gemeinsam mit seiner Gemahlin Maria Ludovica von Bourbon (1782) dargestellt sind. Den Auftrag erhielt er von Gaspar de Haro y Guzmán, Marchese del Carprio. In der wissenschaftlichen Literatur wird davon ausgegangen, dass Fischer von Erlach eine Ausbildung zum Medailleur im Atelier Berninis erhalten haben muss.
Frühe Werke in Österreich und Steiermark
1687 kehrte Fischer von Erlach nach Graz zurück und war mit der Stuckausstattung des Mausoleums Kaiser Ferdindand II. beschäftigt.
In Wien wiederum erhielt er den Auftrag für eine neue Pestsäule am Graben, den er zusammen mit Lodovico Ottavio Burnacini (*1636 in Venedig (?), †12. Dezember 1707 in Wien), Ignaz Johann Bendl (*ca. 1682, †1730 ) und Paul Strudel (*1648, †1708) realisierte.
Der Hochaltar für die Wallfahrtskirche Straßengel bei Graz (1687-1693)
Nachrichten in urkundlicher Form zu einem Plan oder zur Ausführung eines Altars bei der Wallfahrtskirche Straßengel, die vom Zisterzienserstift Rein betreut wurde, sind nicht bekannt.
Die Beschriftung einer erhaltenen Zeichnung durch Fischer von Erlach erlaubt eine Lokalisierung, denn diese wurde Alanus Matt, der von 1684-1696 Abt des Stiftes war, zugesandt. Die Entwurfszeichnung, die in der Graphischen Sammlung der Albertina, Wien, Inv.-Nr. 25504, verwahrt wird, wurde von Fischer von Erlach eigenhändig mit folgenden Wortlaut beschrieben:
Erster gedankhe od abriß so ich Naher straßengl an den hb: Prelatten Von Kloster Rein geschikt hob.
Eine besondere Verbindung zur Wallfahrtskirche Straßengel bei Graz bestand auch insofern, da Fischer von Erlach als Kind 1658 schwer erkrankte und von den Eltern zum Kruzifixus nach Straßengel verlobt wurde. Obwohl sie gelobten, ihn im Zisterzienserstift Rein eintreten zu lassen, muss er jedoch später von diesem Gelübde entbunden worden sein.
Der Altarentwurf für die Wallfahrtskirche Straßengel von Fischer von Erlach zeigt einen triumphbogenartigen Säulenaltar mit den Seitenfiguren Hl. Rochus und den Erzengeln Michael sowie Gabriel. Auf der Mensa (Altar) befindet sich ein herzförmiger Tabernakel mit einem bekrönenden Wurzelkreuz, darüber das von Edelputen gehaltene, gerahmte Mariengnadenbild, und im Altaraufsatz die Hl. Dreifaltigkeit.
Der Hochaltar der Wallfahrtskirche Mariazell in Steiermark (1692/93-1704)
Der Hochaltar in der Wallfahrtskirche Mariazell ist wegen der „Kostbarkeit" seiner Ausführung eines der berühmtesten Altarwerke Österreichs.
Einen Kompositionsentwurf, als einzige Probe für den Hochaltar von Mariazell von Fischer von Erlach aus dem Jahre 1704 hat Garzarolli-Thurnlackh eingehend analysiert.
Fischer von Erlach lieferte nicht nur den Entwurf und das Modell, sondern soll alle Arbeiten persönlich geleitet haben.
Am Neujahrstag des Jahres 1693 erhielt Fischer von Erlach vom Abt des Benediktinerstiftes Sankt Lambrecht - dieses betreute auch die Wallfahrtskirche in Mariazell - Franz von Kaltenhausen (*1662, †1707) für den Entwurf zum neuen Hochaltar 30 Dukaten. Es kann daher davon ausgegangen werden, das bereits im Jahre 1692 schon Entwürfe vorgelegen sind.
Die Grundsteinlegung für den Hochaltar in Mariazell erfolgte am 25. August 1695, die Aufstellung des Altars im Zeitraum von 1700-1702 und am 31. August 1704 wurde er durch Abt Kaltenhausen geweiht.
Die Idee sowie Stilelemente gehen auf Berninis Kathedra Petri in St. Peter in Rom (1657-1666) zurück.
Der Altarbereich wird der Idee eines Raumtores mit einer prospektiven Schauseite, die dem Themenfeld Dreifaltigkeit gewidmet ist, unterworfen. Die Taube des „heiligen Geistes" ist im oberen Strahlenkranz der Glorie dargestellt und darunter ist der Gekreuzigte zu sehen, der von Gottvater gehalten wird (Gnadenstuhl). Auf dem Sockelbereich der Säulen sowie Pfeiler sind Maria (links) und Johannes (rechts) sowie zwei Engel zu sehen.
Die Figuren wurden nach den Modellen von Lorenzo Mattielli (*1687 in Vicenza, Italien, †28. April 1748 ) vom Wiener Goldschmied Johannes Kanischbauer (*1668, †1739) in Silberform ausgeführt.
Der Tabernakel, der die Form einer Erdkugel mit einem Durchmesser von zwei Metern annimmt und aus Gold und Silber angefertigt wurde, erntete schon zu seiner Zeit große Bewunderung. Um die Kugel windet sich eine aus Kupfer hergestellte und emaillierte Schlange, die die Sünde, in die die Welt verstrickt ist, versinnbildlichen soll.
Die Kosten für das Altarwerk verschlang eine unfassbar hohe Summe von 145.000 Gulden.
Dekorationen im Mausoleum Kaiser Ferdinands II. in Graz (1687-1714)
Das Grazer Mausoleum, ein Anbau an der Kirche der Hl. Katharina von Alexandrien, hat die Funktion einer Gruft für Kaiser Ferdinand II. (*1578, †1637). Mit dem Bau wurde schon 1615 durch Pietro de Pomis (*1569, †1633) begonnen und sie blieb bis zur Umgestaltung durch Fischer von Erlach unvollendet.
Kaiser Leopold I. (*1640, †1705) und Hofkammerpräsident Franz Anton Adam, Graf von Dietrichstein (*1642, †1702) veranlassten im Jahre 1687, dass die Kuppel, das Gewölbe und die Grabkapelle nach einem Entwurf Fischer von Erlachs restauriert bzw. neu gestaltet werden sollten.
In einer Mitteilung von Zacharias Gottfried von Webersperg an die Hofkammer, datiert mit 5. Juni 1688, wird das Stuckierungsprogramm eingehend beschrieben. Als Schöpfer der Stuckaturen sind im Brief 1688 die drei Italiener (Josef) Sereni, (Hieronymus) Rossi und (Anton) Quadrio genannt.
Die Stuckarbeiten hätten schon 1691 beendet sein sollen, doch diese waren auch bis 1694 noch nicht fertiggestellt.
Ziel dieser „inszenierten Ausstattung" war die Verherrlichung des Hauses Habsburg, der Sieg über die Türkenbelagerung (1683), die persönlichen Taten des Kaisers sowie sein Einsatz für die katholische Kirche.
Die illusionistische Deckenmalerei im Mausoleum hingegen stammte vom Grazer Maler und Kupferstecher Matthias Echter (*1653, †1703).
Die endgültige Einweihung des Mausoleums erfolgte am 18. August 1714.
Dekoration des Mausoleums Ruprechts von Eggenberg in Ehrenhausen (um 1690)
Die Grabstätte in Ehrenhausen wurde von Baumeister Johann Walter für die Feldherren Ruprecht Freiherr von Eggenberg (*1546, †1611) sowie seinen Neffen Wolff von Eggenberg (*1615) errichtet.
Wer der Auftraggeber für Fischer von Erlach war, ob Johann Seyfried Fürst von Eggenberg (*1644, †1713) oder Johann Christian Fürst von Eggenberg (*1641, †1710) ist in der wissenschaftlichen Literatur umstritten.
Mit dem Erbteilungsvertrag von 1665 erhielt Johann Christian Fürst von Eggenberg die „böhmischen Besitzungen" mit dem Herzogtum Krumau (Český Krumlov). Er und seiner Frau Marie Ernestine, geborene Fürstin Schwarzenberg (*1649, †1719), die er 1666 ehelichte, machten Krumau zu einem „kunstsinnigen Hof", von dem auch Fischer von Erlach Aufträge erhielt.
Es ist davon auszugehen, dass Fischer von Erlach, der in dieser Zeit auch mit der Umgestaltung des Grazer Mausoleums Ferdinand II. beschäftigt war, einen neuen Innenraum schuf, der sich an der vorhandenen Architektur orientierte.
Archivalische Quellen belegen, dass Alexander Sereni (†1688) 1685 bis 1688 für Arbeiten in der oberen Kuppelzone in Ehrenhausen eine Entlohnung erhielt.
Um 1689/90, nach dem Tod Alexander Serenis im Jahr 1688, setzte sein Sohn Joseph Anton Sereni die Arbeiten in der unteren Kuppelzone fort, sodass er möglicherweise nach einem Riss von Fischer von Erlach arbeitete.
Nach Sedlmayr schließen die Stuckaturen von Tambour und Kuppel in Ehrenhausen in stilistischer und motivischer Form nahtlos an die Formensprache des Grazer Mausoleums an.
Freilich darf in diesem Zusammenhang auch abschließend betont werden, dass es nicht unsere Intention war, eine Auseinandersetzung mit seinen klassischen Werken wahrzunehmen, denn seine berühmten Werke wurden insbesondere in Salzburg (Kollegienkirche, Schloss Kleßheim, Dreifaltigkeitskirche) und in Wien (Karlskirche, Hofstallungen in Wien (heutiges MuseumsQuartier), Hofbibliothek) realisiert.
Am 5. April 1723 verstarb Johann Bernhard Fischer von Erlach und am 6. April 1723 wurde der „Wohl Edelgebohrne Herr Johann Bernhard Fischer von Erlachen" bei St. Stephan in der „Gruft" beigesetzt.
Ausgehend von der römischen und französischen Architektur, beeinflusst von der Antike, begründete Fischer von Erlach einen spezifischen österreichischen Typus der Architektur, den sogenannten „Reichstil", der sich, ausgehend von Wien, über alle Länder der österreichischen Monarchie und auch nach Deutschland ausbreitete.
Das neu erwachende Reichs- und Nationsbewusstsein hatte in Fischer von Erlach den adäquaten Baumeister gefunden.
Quellen:
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