Auf des Erzherzogs Spuren ...
Anlässlich des Jubiläumsjahres begab man sich in der Steiermärkischen Landesbibliothek auf Spurensuche. Was erinnert fast 200 Jahre nach der Errichtung noch an den Begründer des Joanneums als "Innerösterreichisches Nationalmuseum" mitsamt seiner Lese-Anstalt?
Pergamenturkunde zur Ernennung Erzherzog Johanns zum „Feldmarschallieutenant zu Pferd“
![Urkunde zur Beförderung Erzherzog Johanns zum „Feldmarschal-lieutenant zu Pferd“ © LB Urkunde zur Beförderung Erzherzog Johanns zum „Feldmarschal-lieutenant zu Pferd“](/cms/bilder/973525/80/150/125/e4939984/300%20dpi%20JPEG1.jpg)
![Detailansicht der Zierleiste der Urkunde mit kriegerischen Symbolen sowie Attributen des Genie- und Fortifikationswesens © LB Detailansicht der Zierleiste der Urkunde mit kriegerischen Symbolen sowie Attributen des Genie- und Fortifikationswesens](/cms/bilder/973528/80/150/171/0a63d785/Zierleiste1.jpg)
![Unterschrift von Kaiser Franz II. und Erzherzog Karl mit kaiserlichem Siegel © LB Unterschrift von Kaiser Franz II. und Erzherzog Karl mit kaiserlichem Siegel](/cms/bilder/973526/80/150/101/4c12b787/Brueder_Unterschr_Sigel.jpg)
![Unterschrift des Schreibers der Urkunde, Johann Baptist von Lang © LB Unterschrift des Schreibers der Urkunde, Johann Baptist von Lang](/cms/bilder/973527/80/150/90/8a77126e/Unterschr_Ersteller.jpg)
Ein besonderes Stück in unseren Sondersammlungen mit Bezug zu Erzherzog Johann Baptist Josef Fabian Sebastian von Österreich - kurz Erzherzog Johann - ist eine Pergamenturkunde aus dem Jahr 1801, in der selbiger zum Feldmarschall Lieutenant zu Pferd ernannt wird.
Zur damaligen Zeit schlugen männliche Mitglieder hochadeliger Familien entweder eine militärische Laufbahn ein oder wurden Kleriker. Erzherzog Johann wurde für die militärische Laufbahn bestimmt und erlebte eine harte Ausbildungszeit ohne Bevorzugung. 1782 in Florenz geboren, wuchs er in einem Umfeld kriegerischer Auseinandersetzungen auf.
1801 wurde Erzherzog Johann von seinem Bruder Kaiser Franz zum Generaldirecteur des Genie- und Fortifikationswesens ernannt. Diesen Posten behielt er bis zum Jahr 1849. Die Begleitung taktischer Neuausrichtungen für eine verbesserte Verteidigung machte viele Reisen notwendig, um Anlagen zu begutachten und Know-how aus dem Ausland für die eigenen Zwecke zu nutzen.
Der rasante Ausbau des Straßennetzes führte zu einer verbesserten Verkehrssituation und erhöhter Mobilität, wodurch größere Truppenkontingente schneller verlegt werden konnten. Alte Festungen wurden dadurch teilweise nutzlos und mussten an anderer Stelle neu aufgebaut werden, wofür zusätzlicher Platz benötigt wurde. Aus der Sicht des Erzherzogs Johann bot das Gebirge den besten Schutz gegen feindliche Armeen. Nach dem Verlust Tirols an Bayern 1805 wandte sich der Erzherzog der Steiermark zu.
Durch zahlreiche Begehungen und Wanderungen durch die Steiermark schien ihm Graz am geeignetsten für die Unterbringung seiner reichen musealen Sammlungen zu sein. Er gründete das "Innerösterreichische Nationalmusäum", das spätere Joanneum, mit einer Lese-Anstalt, die 1812 eröffnete und stattete diese mit Teilen seiner privaten Bibliothek aus. Im Laufe der Zeit kamen über Erzherzog Johann ca. 30.000 Bücher und Zeitschriften in die Lese-Anstalt.
Die grafischen Darstellungen auf der Urkunde weisen darauf hin, dass die Ernennung zum Feldmarschall Lieutenant zu Pferd nach der Ernennung zum Generaldirecteur des Genie- und Fortifikationswesens erfolgte. An der Zierleiste der Urkunde sind einerseits kriegerische Symbole wie Rüstung, Helm, Speer etc. zu erkennen, andererseits aber auch Karten von Befestigungen, Zirkel, Zeichenstifte, Winkel, Schaufeln und Weidenkörbe - allesamt Attribute, die dem Genie- und Fortifikationswesen zuzuordnen sind.
Zur Ernennung finden sich auf der Urkunde die Unterschriften seiner beiden Brüder, Kaiser Franz II. und Erzherzog Karls. In der rechten unteren Ecke hat Johann Baptist von Lang unterzeichnet, der Schreiber der Urkunde. Zentral befindet sich das kaiserliche Siegel mit dem Doppeladler.
© Das Team der Steiermärkischen Landesbibliothek