Ein persönliches Andenken Peter Roseggers an seine große Liebe
Bis zum heutigen Tag wird im Tresor der Steiermärkischen Landesbibliothek ein Andenken an die gemeinsame Liebe von Peter und Anna verwahrt: ein außergewöhnlicher Schlüssel, um den sich die folgende Geschichte dreht:
Anna Hedwig Pichler erblickte am 16. Oktober 1851 in Hartberg das Licht der Welt. Ihr Vater Josef war k. u. k. Hofhutfabrikant. Schon früh zog die Familie, zu welcher auch ihre Brüder Josef und Anton gehörten, nach Graz. Am 13. Mai 1873 ehelichte Sie den später weltbekannten Schriftsteller Peter Rosegger. Ihre kurze Ehe war mit zwei Kindern gesegnet. Am 20. Februar 1874 kam Josef Peter, genannt Sepp, zur Welt und am 4. März 1875 Tochter Anna.
Nur zwölf Tage nach deren Geburt, mit 23 Jahren, verstarb Mutter Anna Hedwig an den Folgen einer Bauchfellentzündung. Das Begräbnis der Anna Hedwig Rosegger war ein großes Ereignis, über das auch die lokale Presse ausführlich berichtete. Eine hohe Anzahl an Schaulustigen, Honoratioren und Familie bildeten das Geleit zum St. Peter Stadtfriedhof. Selbst der Bürgermeister der Stadt Graz, Wilhelm Kienzl (1827-1902), hatte am 18. März 1875 mit zahlreichen Gemeinderäten am prunkvollen Leichenbegängnis Anna Hedwig Roseggers teilgenommen. Den Sarg zierten 23 Kränze.
Nach der Einsegnung in der Grazer Stadtpfarrkirche "Zum Heiligen Blut" und dem Verschließen des Sarges übergaben die örtlichen Bediensteten der Bestattungsanstalt dem Witwer und Schriftsteller Peter Rosegger als Erinnerung an diesen traurigen Tag den Schlüssel zum Sarg.
Dieser Schlüssel besteht aus Messing und die Schatulle in Sargform ist außen aus Leder und innen mit violetter Seide verkleidet. Auf dem Sargschlüssel befinden sich christliche Symbole: der Anker, welcher für die Hoffnung steht, das brennende Herz, welches für die feurige Gottesliebe steht und das Kreuz für den Glauben.
Entgegen dem Wunsche Roseggers, welcher ein Begräbnis in seinem Heimatort Krieglach bevorzugte, fand Anna Hedwig ihre letzte Ruhe in einem Privatgrab und erst später in der damals noch nicht fertiggestellten Gruft der Familie Pichler am St. Peter Stadtfriedhof in Graz.
Die Inschrift, verfasst von Peter Rosegger, befindet sich bis heute auf ihrem Grabstein:
Hier ruht Frau Anna Rosegger
geb. Pichler.
Sie war geboren zu Hartberg
den 16. October 1851,
und ist gestorben zu Graz
den 16. März 1875.
Das Leben mit Dir war mein irdisches
Glück. Das Gedenken an Dich ist mein
heiligstes Weh. Dich wiedersehen
meine Seligkeit. Der trauernde Gatte